DIE REUE, R: Tengis Abuladse

(Um)Brüche

Mit dem Projekt cinema → ost | Osteuropa im Spiegel des Films richten wir den Fokus auf die Filmkultur der heute souveränen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Mit Filmen aus der Ukraine, aus Georgien und Lettland aber auch aus Russland öffnen wir 2024 dem Münsteraner Publikum neue filmische Fenster.

Für die osteuropäischen Länder waren die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Zeit dramatischer Umbrüche. Dem Ende des Sowjetimperiums folgten Nation Building-Prozesse begleitet von einer gewaltigen politischen, sozialen und kulturellen Transformation. Diese Veränderungen prägen die Gesellschaften bis in die Gegenwart. Deshalb haben wir bei der Auswahl der Filme den Fokus auf das Thema (Um)Brüche gerichtet.

Einen Vorschein auf Veränderung erleben wir mit der georgischen Stalin-Satire DIE REUE von Tengis Abuladse, der nach anfänglichem Verbot 1987 in die sowjetischen Kinos kam. Die Geschichte eines jungen Kinematografie Studenten in JANUARY spielt auf dem Hintergrund des Kampfes der Letten um ihre Unabhängigkeit gegen die sowjetischen Spezialeinheiten im Januar 1991. Den Umbruch der postsowjetischen Neunziger vermittelt der ukrainische Film ROCK, PAPER, GRENADE am Beispiel einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Teenager, der weiße westliche Sneakers liebt, und einem traumatisierten alten Afghanistankämpfer. In EMPIRE V verwandelt sich die russische sozialistische Elite mühelos in eine kapitalistische. Im georgischen Film AMSELN IM BROMBEERSTRAUCH bricht die überzeugte Junggesellin mit den patriarchalischen Vorstellungen in ihrem Dorf.

Der ukrainische Film BABYN JAR. KONTEXT ist mehr als ein Bruch. Er dokumentiert das unvorstellbar unmenschliche Massaker der deutschen „Sicherheitspolizei“ an der jüdischen Bevölkerung. In einer Zeit des wachsenden Antisemitismus ist uns die Konfrontation mit dieser Vergangenheit wichtig.

Programm März 2024